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Herdenrtrieb.

Letztens war ich in einem Freizeitpark für Kinder. Wir kamen an eine Kletterlandschaft in der bereits sehr viele Kinder spielten. Die meisten hatten davor ihre Schuhe ausgezogen. Meine Mädels wollten unbedingt da rein (ich übrigens am liebsten auch), sagten "Hier müssen wir die Schuhe ausziehen.", zogen sie aus und los ging's. Ich war ein wenig verwundert, denn ich konnte nirgends ein Schild finden, auf dem stand, dass man dieses Spielgerät nur ohne Schuhe betreten dürfe. Ich ging herum und suchte - kein Schild. Als Erzieher ist mir der Herdentrieb (oder nennen wir's pädagogisch passender "Gruppendynamik") sehr wohl vertraut und ich beobachtete daraufhin also die Szenerie. Die Kinder, die bereits - ohne Schuhe - kletterten, wiesen dazukommende Kinder an, auch ihre Schuhe auszuziehen. Ohne jegliche Grundlage. Die meisten Kinder taten dies. Ohne jegliche Grundlage. Einige Kinder wurden sogar ziemlich energisch, schlossen dazu kommende, Schuhe tragende Kinder aus. Ohne jegliche Grundlage. Die Eltern sagten ihren Kindern, sie sollen doch bitte auch ihre Schuhe ausziehen. Ohne jegliche Grundlage. (Ich muss dazu sagen, dass ich meine Mädels zwar nicht angewiesen hatte, aber sie dennoch - vorerst ohne weiteres Hinterfragen - auch ihre Schuhe hab ausziehen lassen.)
Ich beobachte Menschen gern und kann oft aus kindlichem Verhalten auf das erwachsener Menschen schließen. Ja, das geht - sehr gut sogar. "Aber Kinder sind doch keine kleinen Erwachsenen! Das kann man doch nicht vergleichen!" Dieser Standardspruch kommt dann immer. Und immer kommt dann auch meine Antwort: "Völlig richtig, aber sehr viele Erwachsene sind große Kinder."
Es passiert immer wieder, dass vorherrschende bzw. sich eingeschlichene Zustände blind akzeptiert werden, ohne zu hinterfragen. Und sehr oft verteidigen die Menschen, die sich in diesem Zustand befinden, eben jenen völlig selbstverständlich. Zumeist sind sie ja sogar in der Mehrheit, was das Ausgrenzen von neuen, sich anders verhaltenden und frecherweise auch noch hinterfragenden Menschen ja auch noch einfacher, wenn nicht sogar legitim macht. Dann wird die Luft für "die Anderen" ganz schnell ganz dünn.
Dazu fällt mir das Experiment ein, bei dem in einer Gruppe Affen immer alle anderen nass gespritzt werden, wenn einer eine Leiter hochklettern möchte, um Bananen zu essen (schau hier bei YouTube). Nach einer Zeit wird immer der, der zu den Bananen möchte, von den anderen Affen bestraft, weil diese ja nicht nass gespritzt werden möchten. Die Affen werden nach und nach ausgetauscht, und die neuen adaptieren dieses Bestrafen. Ohne jegliche Grundlage. Sprich, ohne jemals selber nass gemacht worden zu sein. Einfach, weil sie es so vorgelebt bekommen. Irgendwann sind alle Affen ausgetauscht und obwohl niemand weiß, warum der Bananen holende Affe ausgeschlossen wird, haben alle das Verhalten übernommen, bis irgendwann niemand mehr an die Bananen geht. Ohne jeglic...

Und die Moral von der Geschicht'...
sag ich jetzt lieber nicht.
Denn sonst werd' ich ganz kleiner Wicht
noch als Querdenker bezicht'... 😙

Hinterfragt einfach hin und wieder mal ein wenig... 

[21.10.2021]

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